Ich hatte
nun 6 Wochen Tasmanien vor mir.
6 ganze
Wochen lang hatte ich mein eigenes Zimmer. Ok einen ist ein Caravan, aber der
ist super! Der Caravan ist mein eigenes kleines Königreich, wo ich
rücksichtslos in meinem Chaos leben konnte und sich darüber niemand
beschwerte, herrlich!
6 Wochen
lang ein schön herbstlich kühles Wetter. 6 Wochen lang leckeres Essen und super
Filme am Abend. 6 Wochen lang konnte ich mich von meiner Reise-Krankheit
erholen.
6 Wochen
vergingen verdammt schnell!
Mein
erneuter Aufenthalt in Tasmanien fing schon einmal mit einigen Festivitäten an.
Kapitel: OSTERN
Wenn die
Familie White etwas kann, dann ist es Ostern zu feiern. Zu Hause in Österreich
wird zu Ostern zwar das ganze Haus geschmückt und man läuft mit dauer-flauen
Magen herum, vor lauter viele Ostereier naschen, aber wir haben nie ein so großes
Osterfest gefeiert. Dieses Jahr lud Giuliana ihre ganze Familie zu sich ein.
Das bedeutete ein Haufen Arbeit!
Am Vortag
und am nächsten Vormittag wurde gekocht wie verrückt. Man möchte meinen wir hätten eine ganze Armee zu versorgen.
Jeder von uns hatte von Giuliana einen Schokoosterhasen bekommen, was meiner Figur natürlich verdammt gut tat! (Ich hoffe jeder konnte soeben den Sarkasmus heraus lesen).
Dieses Mal habe
ich mir etwas vorgenommen und auch umgesetzt. Ich wollte Giuliana jedes Mal
beim Kochen auf die Finger schauen, ihr tatkräftig helfen und meine
Lieblingsrezepte aufschreiben. Mama und Papa ihr könnt euch auf meine Rückkehr
freuen, da wird ihr verköstigt tihihi.
Nachmittags
hatte ich einen so vollen Bauch und natürlich ein so schlechte Gewissen, dass
ich meine Laufschuhe einweihen wollte. Hier in Cygnet ist es sehr hügelig, also
nichts mit fade gradeaus laufen, nein nein!
Meine
Lieblingslaufstrecke war die hinunter zum Fluss. Leider leider hab ich in
meinem Lauffieber etwas übertrieben und ich habe vom vielen Bergablaufen
Knieschmerzen bekommen. Alternativ fing ich mit Powerwalken an, hinauf auf den
Hügel und zurück. Ich war am Ende genauso erledigt wie nach dem Laufen :)
Kapitel: GENEVIEVE'S GEBURTSTAG
Die nächste
Festlichkeit, die auf uns zu kam war GENEVIEVES GEBURTSTAG. 16 Jahre alt wird
sie. Für europäische Verhältnisse sieht sie aus wie 20, aber in Australien
ältert man aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung ja schneller.
Was soll ich
ihr bloß schenken? Als wir am Tag zuvor in Hobart waren, habe ich Genevieve
angeboten sich um 30 Dollar Geschenke auszusuchen. Sie hat ein Top um 10 Dollar
gefunden und einen Ring um 20 Dollar, den sie seither jeden Tag an hat. So
etwas freut mich unglaublich. Es ist als würde sie jeden Tag ein Teil von mir
tragen und wenn sie den Ring sieht, wird sie an mich denken. Zu Weihnachten
hatte ich ja allen 3 Schwestern eines meiner selbstgemachten Armbänder
geschenkt und Emalisa trägt ihres auch jeden Tag. Gut gemacht, Gabi :D
Gefeiert
wurde ihr Geburtstag allerdings nicht so groß wie Ostern, aber doch wurde auch
diesesmal wieder umfangreich gekocht.
Auf dem
Speiseplan stand Lasagne! Nur Lasagne? Ja NUR Lasagne! Es hat Giuliana, Davide
(italienischer WWOOFer) und mich ganze 6 Stunden gedauert diese verdammte Lasagne
zu kochen. War es denn die 6 Stunden wert? Nicht wirklich! Sie war gut, keine
Frage, alles was Giuliana macht ist super lecker, aber für 6 Stunden war das
jetzt nicht der Reißer.
Giuliana’s Eltern
wanderten in den 50ger Jahren von Italien nach Australien aus und es kommt mir
so vor als ob Immigranten ihre alten Traditionen viel intensiver leben, als die Italiener in Italien selbst.
So musste
auch die Lasagne traditionell gemacht werden. Die traditionelle Lasagne wird
nicht mit Bolognese Sauce gemacht, sondern mit Fleischbällchen! Giuliana
verwendet keine Nudeln aus dem Supermarkt, nein, die werden immer selbst
gemacht..
Ganz ehrlich? Mir schmeckt die Lasagne von meinem Paps besser :P
Ganz ehrlich? Mir schmeckt die Lasagne von meinem Paps besser :P
Was
allerdings der Oberreißer war, war Giulianas Käsekuchen! WOOOW! Wie gut, dass
ich jetzt das Rezept habe.
Kapitel: FLO'S 30. GEBURTSTAG
Mama: "OOOOH Schade Gabi, dass bei Flo's Geburtstag nicht dabei sein kannst!"
SAGT WER?
Kapitel: FLO'S 30. GEBURTSTAG
Mama: "OOOOH Schade Gabi, dass bei Flo's Geburtstag nicht dabei sein kannst!"
SAGT WER?
Alles ist möglich! Skype :D
War ein super Geburtstag! Sehr witzig und unterhaltsam. Auf dem Foto fehlt nur noch Mathilde, die sich geopfert hat, dieses Foto zu machen. Wenn man allerdings ganz fest ins Foto hineinzoomt, sieht man sie Links unten im Laptop :D Also sind wir doch alle vollständig.
Tja was schenkt man jemanden zum Geburtstag, der über 14000 Kilometer weit weg ist?
Mama: "Du brauchst ihm doch nichts schenken!" Wieso macht die sich eigentlich die Mühe mir das ständig zu sagen? Flo ist mein Bruder und es wir reden hier von seinem 30. Geburtstag! Nicht der 29. und auch nicht der 31. Nein der 30.! Und der ist verdammt wichtig!
Unkreativ wie ich bin schenk ich dem Flo wieder einmal nur etwas Fesches zum Anziehen (siehe sein Shirt) - Zalando machts möglich!
Meine liebe, verrückte Mimma und ihr Freund fliegen nach London und bleiben dort erstmals für mindestens 1 Jahr. Ich werde euch jetzt nicht im Detail erklären wie fertig das meine Giuliana gemacht hat. Das Gute daran war, dass Mimma die letzten paar Wochen uns oft auf der Farm besuchen war :)
Es hat mich unglaublich gefreut, dass mich Mimma bei der Abschiedsfeier dabei haben wollte. Ich habe an diesem Tag mit Genevieve zusammen in Hobart übernachtet.
Elena hat sein 2 Monaten einen Freund und die beiden sind total verliebt. Das freut mich so sehr für Elena, denn die verdient nur das Beste.
Mimma und ich haben uns ganz fest vorgenommen uns in Europa gegenseitig zu besuchen. Wenn ich sie in London besuchen komme hoffe ich entweder, dass sie mit ihrem Freund Schluss gemacht hat (ich mag Aiden nicht, so ein fauler Sack!), oder dass Aiden dann beschäftigt ist und ich Mimma für mich alleine habe :P.
Ich hab ihr angeboten mit mir Weihnachten in Innsbruck zu verbringen, das wäre schön :).
Wenn Aiden auch dabei sein soll, muss ich da wohl durch.
Kapitel: REBECCA
Macht euch auf
ein langes Kapitel voller Lästereien gefasst!
Rebecca war
ganze 3 Wochen auf der Farm. Für alle von uns war das ein bisschen zu lang.
Sie kommt aus England, ist 29 Jahre alt und ziemlich korpulent. Eigentlich ist sie ja ganz nett, aber soooo gesprächig, dass
dir die Ohren bluten!
Sie hat
dieses bestimmte Feingefühl einfach nicht,
wann genug geredet wurde und welches Gesprächsthema man besser nicht anspricht. Sie holt bei
ihre Geschichten immer so aus.
Im Hause
White hat sich dann der Insiderjoke ergeben. „Einen auf Rebecca machen“ ist „ewig lange für eine Geschichte ausholen, die
in 2 Sätzen erzählt werden könnte!“
Chris arbeitet seit neuestens 5 Tage die Woche in Hobart und kommt nur noch am Wochenende nach Hause. Er freut sich dann unglaublich auf ein heißes Bad, Ruhe und Frieden.
Glaubt Rebecca wirklich, dass ihm ihre meine-freundin-hat-neuestens-bei-harrods-5-sauteure-jimmi-choo-schuhe-gekauft-und-macht-sich-einmal-im-monat-um-ewig-viel-geld-die-haare-wobei-sie-nie-ausgeht-blablabla
OH MEIN GOTT!
Giuliana hat etwas gegen übertriebenen Alkoholkonsum! Auch hier fehlt der
Rebecca das Feingefühl wenn sie auf einmal mit ihrer
eines-tages-war-ich-und-eine-freundin-so-sturzbetrunken-dass-uns-das-taxi-erst-nicht-mitnehmen-wollte-und-dann-haben-wir-ein-anderes-gefunden-da-haben-wir-beide-reingekotzt-und-ich-weiß-nicht-wie-ich-nach-hause-kam-Geschichte
daherkommt.
Mir erzählte sie kichernd, dass sie zu Hause auf 70ger-Festen immer Twist getanzt hat
und dabei so kurze Kleidchen anhatte, die ihr immer raufgerutscht sind. Die Engländer.. sind schon ein komisches Volk :P
Versteht mich nicht falsch, eigentlich ist sie ja ganz nett. Sie hatte
immer ein offenes Ohr für mich, wobei sie auf meine Geschichten immer mit einer
5 Mal längeren Geschichte aus ihrem Leben daher kam.
Sie ist aber auch sooo langsam. Giuliana sagte mir eines Tages, dass ich ¾
der Arbeit mache und Rebecca ¼. Sie wartet auch immer auf Anweisungen und steht
daweil im Raum herum wie ein massiver Steinklotz. Man sieht doch, dass die
Küche aufgeräumt werden muss, wieso macht man das nicht einfach?
Ich wollte Rebecca ja nicht immer herumkommandieren, immerhin ist sie ja
6 Jahre älter als ich.
Giuliana hatte etwas gegen die Art und Weise wie Rebecca das Geschirr
wäscht, denn das Wasser ist immer viel zu schmutzig und ölig – toll jetzt kann die mit
29 nicht einmal abwaschen, hallo?
Okok ich hab nichts dagegen, wenn ich den Abwasch mache. Rebecca steht in
der Zwischenzeit mit einem Geschirrtuch neben mir und wartet immer auf das
nasse Geschirr. Dass draußen am Tisch viel dreckiges Geschirr hereingebracht
werden müsste, bemerkte sie natürlich nicht. Kein Problem, ich hol es dann eben selbst. Ach ja
nicht zu vergessen ihr ständiges Gequatsche nebenher.
Ja eigentlich ist sie ja ganz nett..
In der 3. Woche ihres Aufenthaltes wurde ich allerdings ein bisschen
launisch. Ich hab Genevieve und Giuliana schon vorgewarnt, dass ich momentan
ein bisschen verärgert bin und sie das nicht persönlich nehmen sollen, doch die
beiden konnten mir das sehr gut nachvollziehen.
Rebeccas Geschichten über die ganzen Jungs, die sie gehabt hat und die
auf sie stehen, gingen mir unglaublich auf den Senkel. Sie zeigt mir dann immer
Fotos von den heißesten Typen und meinte kichernd „ich weiß ja auch nicht wieso
die alle auf mich stehen hihihi“ .. mhm genau!
Jaja eigentlich ist sie ja ganz nett.
Kapitel: ARBEIT
Giuliana und Chris haben leider fast alle Kühe verkauft. Sie behielten
nur noch ein paar Kühe und Kälber, doch aus dem täglichen melken wurde dieses
Mal nichts mehr.
Allerdings stand viel andere Arbeit auf dem Programm.
Eine davon war die Gartenarbeit. Witzig ist, dass ich Gartenarbeit nie
mochte, doch anfing zu lieben. Auch hier hab ich Giuliana brav auf die Finger
geschaut und sie hat mir sehr viel über verschiedene Pflanzen erzählt. Ich
wusste gar nicht, dass garteln so eine Wissenschaft ist. Ich will jetzt auch einmal einen Garten haben :D. Das Wetter war perfekt
und wir hatten einen Busch nach dem anderen gestutzt. Um genau zu sein, das war
meine Aufgabe. Des Busch zu stutzen und ihm dann einen schönen Haarschnitt zu
verpassen. Rebecca war anscheinend nicht so vertrauenswürdig, bzw. hätte
vermutlich den ganzen Tag an 2-3 Ästen herumgeschnipselt, also war es ihre
Aufgabe die abgeschnittenen Äste aufzuräumen und Unkraut zu jähten.
Dann war da noch die Tomatenarbeit. Ich weiß noch wie ich im Dezember
zusammen mit Anja die ganzen Tomaten gepflanzt habe und nun sind sie reif, bzw.
beim reif werden. Wir haben jede Woche eine weitere Schubkarrenladung an
Tomaten ins Haus gebracht und diese zu Tomatensoße verarbeitet. Einfache
Tomatensoße, ohne Zusatzstoffe oder sonstige Zutaten! Diese Soße wurde dann in
Flaschen abgefüllt und zu späterer Zeit für Pastasoße verwendet. Jede Woche
hatten wir etwa 20 1-Liter-Flaschen Tomatensauce abgefüllt. Das bedeutet für Familie White einen ganzen Jahresvorrat oder mehr!
Dabei haben wir ein uraltes Tomatensauce-Gerät aus Italien verwendet, das
Giuliana von ihrem Vater bekommen hatte.
Neben der Gartenarbeit und Tomatenarbeit war da noch die Apfelarbeit (Apfelkompott machen) und jede Menge Aufräumarbeit. Ich hab jeden einzelnen Tag total genossen. Ich liebe diese Familie hier und ich fühl mich wie ein Teil von ihnen.
Kapitel: HUNDE
Der liebe, alte Saxon. Ein Labrador, der unglaublich auf Essen fixiert ist und sein ganzes Leben lang immer nur auf der Suche nach Essen ist.
Dann haben wir noch einen weiteren, auf Essen fixierten, jüngern Labrador Bertie. So ein gut trainierter und erzogener Hund. Bertie ist ein richtiger Goldschatz und ich liebe ihn, wie ich noch nie einen Hund geliebt habe. Mit seinen knapp 3 Jahren ist er noch in seiner verspielten Jugend. Das aller niedlichste ist wohl, wenn er mit einem Spielzeug im Mund herumläuft. Hin und wieder findet er einen Schuh, den er dir dann schenken will.
Zu ihrem 16. Geburtstag hat Genevieve einen kleinen 8 Wochen alten Dobermann Welpen bekommen. Hugo nannten wir den Knirps. Ich konnte noch 2 Wochen lang staunen wie schnell ein Welpe wächst und ich half Genevieve dabei ihn zu tranieren. Auch das richtige Hundetraining ist eine Wissenschaft. Genevieve kann das extrem gut, wie man schon bei Bertie merkt.
2 Wochen lang hatte ich noch Zeit den kleinen Hugo zu knuddeln und abzubusseln.
Eines Tages war ich mit den Hunden alleine zu Hause, denn Genevieve und Giuliana waren in der Stadt und Rebecca hatte uns schon verlassen. Die meiste Zeit schläft der Welpe, gleich wie ein Baby. Sofort nachdem er aufwacht, müssen wir mit ihm raus und wenn er pinkelt sagen wir "Pissipissi!". Sobald er seine Hundemahlzeit gegessen hat, müssen wir auch sofort hinaus, damit er sein Geschäftchen erledigt und wiederum sagen wir "Pissipissi!". Mit der Zeit weiß er, dass das ein Kommando zum Geschäftchen-erledigen ist.
Der alte Hund Saxon will mit Hugo gar nichts zu tun haben und versteckt sich immer vor ihm. Saxon ist kein Hund der andere Hunde anknurrt, er bellt nur und läuft weg.
Bertie hingegen liebt Hugo. Er liebte ihn von Anfang an und er ist so gut zu ihm, wie ein Bruder/Vater. Sobald Hugo groß ist, wird er allerdings das Kommando übernehmen, da bin ich mir sicher :)
Kapitel: ABSCHIED
Es brach mir das Herz, dass ich mich schon wieder von dieser wundervollen Familie trennen musste. 6 Wochen vergingen viel zu schnell und ich war noch gar nicht bereit weiterzureisen. Ich konnte mich noch gar nicht auf das kommende Fidschi-Abenteuer freuen.
In der letzten Nacht war der Himmel so unglaublich klar und die Sterne hell, dass Genevieve mit ihrer super Kamera ein unfassbar schöne Fotos geschossen hatte.
Leider hatte Elena nicht oft Zeit uns zu besuchen, doch in der letzten Woche übernachtete ich einmal bei ihr in Hobart und wir haben uns abends Filme angeschaut und bis in die Nacht hinein gequatscht. Ich hoffe sehr, dass Elena mit ihrer Diabeteskrankheit und ihren Hüftproblemen zurecht kommt und bald ihre Reiseträume verwirklichen kann. Sobald sie nach Europa kommt, sehe ich sie wieder und reise ein bisschen mit ihr herum. Auf das freuen wir uns schon beide.
Die Sachen wurde also widerwillig gepackt und bei der Bushaltestelle wurden Tränen vergossen.
Dieses Mal war der Abschied schwerer.
Als ich mich damals im Dezember verabschiedet hatte war ich voller Reiselust, Erwartungen und Vorfreude.
Dieses Mal ist es anders. Ich weiß nämlich, dass ich Giuliana vielleicht nie wieder sehen werde. Nach dieser Reise habe ich so ziemlich alles von Australien gesehen (der Westen folgt noch in einem Monat) und ich werde die nächsten Jahre andere Länder bereisen. Ich weiß nicht wann und ob ich jemals wieder nach Tasmanien kommen werde.
Giuliana ist wie eine 2. Mutter. Natürlich könnte sie nie im Leben meine richtige Mama ersetzen, denn das ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Doch Giuliana ist mir so ans Herz gewachsen! Sie ist so eine gute, positive, großzügige, witzige, liebenswerte Frau und ich wünsch ihr nur das Beste.
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