WWOOFing im Outback

Hallo ihr Lieben,

ich melde mich wieder aus der ewigen Einöde Australiens.

Wie besprochen hat mich Doug vom Bus in Dubbo abgeholt. Seine kleine Tochter Lilly war auch dabei. Sie war an diesem Tag sehr schlecht gelaunt, sagte kein einziges Wort und sah mich immer nur böse an. Oh Mann das wird ja noch was, dachte ich mir.. mittlerweile liebt sie mich :P. Sie verkleidet sich immer als Fee.. hihi Mädchen halt.. Ich wollte früher als Kind immer eine Prinzessin sein (Mission erfüllt!)

Nachdem wir Lebensmittel eingekauft haben sind wir 120 Kilometer weiter an die Farm gefahren, welche 40 Kilometer südlich von Cooranbarabran liegt. Die Landschaft gefällt mir hier sehr gut, denn alles ist hügelig und um einiges abweslungsreicher als das Flachland. Diese Gegend hier ist das Zentrum der Atmosphärenforschung von Australien (Warrumbungle Nationalpark). Von Weitem kann man die riesigen Teleskope auf den "Bergen" (pfffhihihi Berge :P) sehen. Nirgendwo anders sieht man den Sternenhimmel so klar und hell, echt cool irgendwie.

Doug besitzt eine große Schafe und Rinderfarm. Seit den verheerenden Buschbränden vor einem Jahr ist zwar noch die Farm groß, aber die Herden sind geschrumpft, denn viele Tiere verbrannten/verhungerten damals (-> Land der Extreme).

Dieser Sommer ist ein richtiger Ausnahmesommer. Seit 40 Jahren war es in dieser Gegend anscheinend nicht mehr so trocken. Alle Farmer warten schon verzweifelt auf den Regen. In der ersten Woche, die ich da war, hat der Wetterbericht ungeheure Stürme und viel Regenfall vorhergesagt. Doch aus dem Regenguss wurde dann irgendwie nur ein leichtes tröpfeln und das wars auch schon wieder. 

Als ich vor drei Jahren in Australien war, hatte ich den nässesten und kältesten Sommer seit Jahrzehnten erwischt und heuer den trockensten und heißesten.. witzig irgendwie :P (-> Land der Extreme)

Die Temperaturen schwanken hier zwischen 30 - 45 Grad :P

Susi ist Deutsche und mit Doug verheiratet. Sie haben noch einen kleinen Sohn, Josh mit 2 Jahren (der ist so süß!). Susi spricht den ganzen Tag nur Deutsch mit mir, was mir eigentlich überhaupt nicht passt. Aber wie meine Mama sagte „du wirst das Englisch jetzt nicht gleich verlernen, Gabi!“. Vermutlich ist Susi mal ganz froh, wenn sie wieder in ihrer Muttersprache sprechen kann. Mein Hochdeutsch ist mittlerweile auch schon fast perfekt! Zuerst kam ich mir ziemlich bescheuert vor Hochdeutsch zu sprechen. Mittlerweile komm ich mir noch bescheuerter vor, wenn ich Tirolerisch spreche :P. Also man lernt in Australien nicht nur Englisch, sondern auch Hochdeutsch (-> Land der Extreme ^^)

Susi ist hochschwanger und am 3.2. ist es soweit. Da ist der Geburtstermin. An diesem Tag fahren sie ins Krankenhaus und „holen“ das Baby raus. (Wie das klingt, ich dachte immer das kommt einfach von selbst, wenns will..). Sollte das Baby aus irgendeinen Grund früher heraus wollen, wär das extrem uncool! Bis zum Krankenhaus fahren die hier nämlich über 1,5 Stunden! o.O
-> da ich mit der Veröffentlichung dieses Eintrags so ewig viel Zeit gelassen habe (unfreiwillig bitteschön! Hatte keine gute Internetverbindung), ist mittlerweile die kleine Tochter Emily schon da.. alles gut gegangen.

 Das Haus blitzt und glänzt mitterweile. Ich habe nämlich sehr viel sauber gemacht. Küche, Bad, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Veranda, alles! Und es klingt vielleicht komisch, aber so übel wars gar nicht. Wenn man den Erfolg so im Nachhinein sieht, hat das Putzen ja ganz was befriedigendes :P. (Oh Mann ich hör meine Mama schon in einem Jahr "in Australien hat dir das Putzen so gut gefallen, also feg jetzt das Stiegenhaus!" -.-)

Ich hab mich anfangs auch sehr viel mit Lilly beschäftigt, da zuerst leider nicht so viel Farmarbeit anfiel..  Statt den kleinen Lämmern die Schwänze abzuschneiden, voll mit Blut zu sein, den ganzen Tag am Motorbike sitzen, Sachen reparieren, Hasen schießen, war Schlammkuchen backen, jeden Tag einen anderen Hundegeburtstag feiern, „Giggle and Hoot“ (unglaublich nervige Kinderserie) schauen und Trampoln springen angesagt.

Es gefällt mir hier sehr gut, da alles ordentlich ist und einfach ein System da ist! Ein richtig deutscher Haushalt halt. Die Australier sind ja oft sehr chaotisch und unordentlich.

Das kleine Häuschen auf der linken Seite ist meintes :). Das rechte Haus ist nur ein Geräteschuppen.

Das Foto hab ich am ersten Tag gemacht. Ach war da noch alles schon ordentlich hihi.

Was wäre eine richtig australische Farm ohne Hunde? -> jap.. keine richtige australische Farm :P.
Die 3 Welpen sind richtig zum Anbeißen, laufen natürlich kreuz und quer überall hin, bis Doug versehentlich einen überfahren hat (ups!). Den haben wir dann im Wald entsorgt. 8 Welpen hatte er insgesamt und die hat er nach der Reihe verkauft oder hergeschenkt. Sind super Hunde für die Wildschweinjagd!

Cindy die kleine Katze ist auch ganz schön frech, wie sie immer mit den Hunden spielt. Und diese Katze lässt sich alles gefallen! Wenn Lilly Doktor oder Vater-Mutter-Kind spielen will, ist Cindy immer Patient oder Baby ^^. Joshi schnappt sie auch einfach am Schwanz und trägt sie so durchs ganze Haus.

Der ganze Garten voll mit Hühner und Gänse. Irgendwie wollen die nicht so richtig in ihrem Gehege bleiben. War ja klar, dass dieser dämliche Gockel genau vor meiner Tür seinen Kickerikii-Sing-Sang ab 6 Uhr in der Früh ausübt. Die Gänse haben sich vor meiner Tür niedergelassen und mich immer angefaucht wenn ich rein oder raus wollte :P

Auch wenn es noch so heiß ist, haben die Kühe Hunger und müssen gefülltert werden. Da es hier zur Zeit so unglaublich trocken ist, wachst ja nicht viel Gras. Nun ist auch schon das Kuhfutter knapp und deshalb klettert Doug mit seiner Kettensäge auf Bäume und schneidet ganz viele Äste für die Kühe ab (die fressen das gerne). Wenn die Dürre noch lange so weiter geht, hat er bald keine Bäume mehr!

Der kleine Joshi kam auch mit (ach ist der lieb, wenn der mit dem Papa mit darf!)

So etwas hab ich noch nie gesehen! Eine Mutterkuh, die seelenruhig dasteht und andere ausgewachsene Kühe an ihre Milch rann lässt!

Ein altes, zusammengefallenes, verbranntes Haus mitten auf der Farm. Wir haben einige Metallreste zusammengeklaubt und in den Autoanhänger geworfen. Später sind wir dann zu einem „Loch“ in der Farm gefahren, wo solch Metallüberreste hineingeworfen werden. Aludosen, Haarspray, Draht, alles! Und da kann es dann gemütlich vor sich hin rosten (Australier verstehen nicht viel von Mülltrennung oder recycling).

Am Abend nahm mich dann Doug mit auf die Jagd. Da die Hunde hungrig sind, beschloss er ein paar Kangaroos zu schießen. Wusste gar nicht, dass das so verdammt laut ist! Ich mach da seelenruhig ein Foto und mir hätts fast das Trommelfell zerplatzt! (okok ich übertreib wieder).

Dem ersten Kangaroo hat er versehentlich das Kiefer weggeschossen (war aber gar nicht so weit vom Kopf entfernt!). 3 Kangaroos später fing er an sie auseinander zu nehmen.

Vor drei Jahren hätte ich mich bei diesen Anblick hinter den nächsten Baum übergeben, doch dieses Jahr habe ich mit beunruhigender Faszination zugeschaut.

Ernsthaft! Das ist nichts für schwache Nerven.

 

Erst einmal gemütlich die Beine und den Schwanz abschneiden (da sind auch die meisten Muskeln dran) und dann die ganze Partie heuten und Mahlzeit Jungs..

Manchmal schießt Doug auch Kangaroos für den eigenen Konsum. Allerdings schießt er dann die jüngeren, denn da ist das Fleisch zarter. (mjaaaam, ich liebe Kangaroo).

Am nächsten Tag haben Doug, Lilly und ich einen Ausflug zu einem Wasserfall, auf der Farm gemacht, beziehungsweise zu dem was davon noch übrig ist. Der Weg dahin war nicht einfach. Das Allradauto musste über die hügellige Landschaft über Stock und Stein fahren. Oft dachte ich mir, wir wären sicher schneller wenn wir zu Fuß gehen. Nein! Wär zu heiß gewesen! Das letzte Stück mussten wir auch dann zu Fuß bewältigen. Ich liebe Bushwalking :D

 Wie erwartet, was aufgrund der Dürre auch nicht mehr viel vom Wasserfall übrig. Und auf Grund der (leichten) Regenfälle über Nacht hat es in den kleinen See sehr viel Dreck geschwemmt. Doug meinte, dass das Wasser hier normalerweise kristallklar ist. Ach wie Schade! Aber es war trotzdem total nett und Doug ging trotzdem schwimmen..

Wir haben dann auch noch die Höhle beim Wasserfall besichtigt.

Doug klettert auf alles rauf! Als es dann ganz oben angekommen war, wusste er erst gar nicht wie er herunter kommen soll und ist dann einfach herunter gerutscht..

Es gibt Bäume hier, die sind innen komplett hohl! Ein super Schlafplatz für Kangaroos oder Wildziegen. Da kann man sich im Baum sogar richtig aufrichten :P

Es laufen (springen) hier nicht nur ein Haufen Kangaroos herum, sondern auch wilde Ziegen.

Ich bin auch hin und wieder wandern gegangen (ganz früh los gestartet, sond werd ich gegrillt!)

Apropos Grill.. Am 26.1. wird Australia Day gefeiert. Das ist so ziemlich der wichtigste Feiertag in Australien. Während sich andere Leute in Großstädte die Birne wegschießen, haben wir den Tag mit einem gemütlichen Barbeque ausklingen lassen :D Josh war auch ganz aus dem Häuschen!

Oh Mann! Wir hatten ganze 1,5 Tage kein Wasser! Da kommt dann schon was zusammen hier. Überall Ameisen und Gestank nach Essensreste und natürlich auch Schweiß. Wir sind dann am nächsten morgen gleich zu Dougs Oma nach Coonabarabran gefahren, nur um uns zu duschen :)

Doug hat mich mit zur Wildschweinjagd genommen. Leider aber ohne Erfolg. Allerdings hab ich ein Echidna entdeckt und musste es natürlich sofort anfassen :D

Vorbei an einem Kalb/Kangaroo/Schaffriedhof mitten im irgendwo :P

Und da wir keine Wildschweine finden konnten, musste ein Kangaroo dran glauben :P. Nice shot Doug! Mitten ins Auge!

 

Ach seht mal was ich da schönes im Haus eingefangen habe :D (nachdem ich ihm versehentlich den Schwanz abgerissen habe haha ups)..

Also am 2.2. wars dann soweit -> Farmwechsel. Ab zu Madi und Kevin (Dougs Eltern), die leben etwa 2 Stunden Autofahrt von Doug und Susi entfernt (gaaaanz naaaah -> Australische Verhältnisse).

Susi war dort 2 Jahre lang Kindermädchen, bevor sie dann ihren Sohn Doug geheiratet hat. Sie hat mir unglaublich viel erzählt. Madi und Kevin haben 4 "richtige" Kinder. Max (Farmer), Doug (Farmer), Pete (Arzt) und Emma (Lehererin). Und dann haben sie noch 3 Pflegekinder -> Jess (9), Kaia (8) und Bryce (11 und der hat Down Syndrom -> ganz lieb! Aber doch ein bisschen anstrengend, vor allem wenn er seine Aussetzer hat).

Nach all den Erzählungen von Susi war ich irgendwie nicht mehr ganz so scharf auf die Farm zu gehen. Ich hatte ein komisches Gefühl, denn es war auch viel negative Kritik ihrerseits dabei.

Bei Kevin und Madi waren noch 2 weitere WWOOFER. Chris und Sarah, ein deutsches Pärchen, die beide ganz nett sind, aber halt schon wiiieder nur Deutsch sprechen (so eine schreckliche Sprache! xD)

Ich merkte schon am ersten Tag, dass ich hier nicht bleiben will. Kevin ist ganz nett und herzlich, aber Madi ist total abweisend und will nichts von dir wissen. Sie schickt dich auch immer, wenn sie dich nicht um sich haben will. Das macht sie nicht unhöflich, aber doch bestimmt und das find ich nicht gut.

Am ersten Tag haben wir eigentlich nur Äste zusammen geklaubt (5 Stunden lang) und auf einen riesen Haufen von Ästen geschmissen, der irgendwann verbrannt wird. Da auf ihrem Feld so viele Bäume stehen, haben sie diese verbrannt, denn die nehmen viel Platz weg und man muss mit dem Traktor viele Kurven fahren. Weg damit! Problem gelöst!

Eine Windrose. Sieht man hier nicht selten :)

Chris mit dem Kater "Boot". Dieser Blick! Herrlich :D

Das Fliegen mit dem kleinen Flugzeug war ja unter anderem ein Grund weshalb ich auf diese Farm hier wollte. Doch Kevin hatte eine Fehllandung (ihm ist nichts passiert) und das Flugzeug ist jetzt kaputt und muss repariert werden. Schade :( Auf das hätte ich mich so gefreut.

Sarah und ich durften ein bisschen herumwerkeln :)

Da sie und Chris beide Segelfliegen und bald die Ausbildung zu Lufthansapiloten machen (Aufnahmetest bestanden), kennen sie sich in der Luftfahrt ein bisschen aus.

Das ist unsere bescheidene WWOOFer-Hütte, die hier "Paradise" genannt wird. Naja das trifft nicht ganz so zu. Diese Küche wurde von mir soeben geputzt, deshalb sieht das Foto auch so nett aus, aber diese Hütte ist schon sehr heruntergekommen. Was ja Wurst ist, wir sind ja Backpacker, da lebt man halt einfach im Dreck, aber "Paradise" ist dann ein bisschen übertrieben :P

Wir haben sogar Frösche im Bad :P Aber da ich ja Frösche so gern mag, find ich das eh super :P WILL ANFASSEN!

muuaahaha

Diese Katzen in Australien haben alle einen leichten Schatten xD. Aber verrückt ist nicht immer schlecht :D

Am 4. Tag habe ich die Farm wieder verlassen. Ich bin immerhin auf der Suche nach dem echten australischen Leben und da ist es sehr wichtig für mich auch in der Familie integriert zu werden. Klar war ja Sarah und Chris auch da, aber die sind halt ein Pärchen und picken zusammen und ich hatte das ständige Deutsch reden echt satt. Für Pärchen, die gerne ihre Privatsphäre haben wollen, ist diese Farm genau richtig. Für Alleinreisende, die nicht gerne allein sind, ist die Farm eher nichts.

Das selbstständige Kochen fand ich nicht ganz so übel, aber Madi bezahlte nur für das Basisessen und alles darüber hinaus, musste selbst bezahlt werden (zum Beispiel Yoghurt oder Kekse). Es wurden auch keine Arbeitszeiten besprochen, wie ich es sonst immer gewohnt bin. Man arbeitete halt einfach, wenn Kevin einen braucht. Chris arbeitete circa 10 Stunden am Tag (und als WWOOFer verdient man ja nichts). Da den Mädchen nicht soviel zugetraut wird, hatten Sarah und ich nicht ganz so viel zu tun. In unserer Freizeit saßen wir einfach nur im Paradise herum und haben uns gelangweilt.

Also nichts wie weg hier :P. Ich hatte mir ja fest vorgenommen, sobald es mir irgendwo nicht gefällt, oder ich mich nicht wohl fühle, gehe ich.

Ich bin zur Zeit in Sydney und sammle schon tatkräftig interessantere Storys für euch :)

Morgen gehts ab nach Port Macquarie.